Seit dem 27. Oktober des vergangenen Jahres ruht nun das runde Leder im Stadion an der Birkenallee. Fünf Wochen früher als unter normalen Umständen mussten die großen und kleinen Fußballer des SSV Eggenfelden somit ihre Schuhe einwintern und konnten seitdem – ausgebremst vom erneuten Lockdown – ihrem Hobby, dem Kicken im Team nicht mehr nachgehen. Ebenso fällt auch das beliebte Hallentraining der aktuellen Situation zum Opfer, was vor allem die Kleinen sehr hart trifft. Der SSV will jedoch nicht untätig zusehen und hat sich daher in Person der beiden Jugendleiter Andreas Gfirtner und Christoph Schmidhuber eine Aktion überlegt, um die lange fußballfreie Zeit zu überbrücken und den SSV-Nachwuchs zum Training zuhause zu animieren: Die SSV-Winterpausen-Challenge.
„Uns war relativ schnell klar, dass wir unsere Mannschaften frühestens im Frühjahr wieder zu Gesicht bekommen werden. Um aber den Kontakt zu den Spielern und auch den Eltern zu halten, keinen über den Lockdown zu verlieren und auch die Jungs und Mädels zu Bewegung zu animieren, haben wir uns schnell dazu entschlossen etwas zu unternehmen“, erzählt Schmidhuber von den Beweggründen. Gfirtner ergänzt: „Wir wollten unseren Spielerinnen und Spielern sowie deren Eltern zeigen, dass der SSV auch in dieser schwierigen Zeit für sie da ist und versucht seiner Verantwortung gerecht zu werden. Auch wenn das Training am Platz ausfällt, wollten wir eine Möglichkeit schaffen „gemeinsam“ trainieren zu können.“
Die beiden Verantwortlichen des SSV-Jugendfußballs haben also direkt nach Bekanntwerden des Spielstopps die Köpfe zusammengesteckt und versucht eine Möglichkeit zu erarbeiten, das Training situationsgerecht aufrechtzuerhalten. Dabei entwickelten sie rasch die Idee der Winterpausen-Challenge, in denen man den Spielern alters- und fußballgerechte Übungen per Videos übermittelt.
So wurden zahlreiche aufwändige Videos im SSV-Style eigens produziert und geschnitten – jedes für sich ein Unikat und nicht einfach aus dem Internet übernommen. Darin bekommen die Nachwuchsfußballer unterschiedlichste Übungen gezeigt und erklärt, die sie problemlos zuhause nachmachen können. „Für die Bambinis gibt es andere Übungen, als für die Zehnjährigen der E-Jugend. Der Spaß soll im Vordergrund stehen und niemand dabei überfordert werden“, erklärt der Kleinfeld-Jugendleiter Schmidhuber die Herangehensweise in seinem Bereich. Die Trainer der unterschiedlichen Altersstufen, wie Stephan Friedlmeier, Sascha Pahnke, Christoph Bauer und Florian Wimmer haben sich jeweils passende Übungen für ihr Team überlegt und Videoaufnahmen davon gemacht. „Die Motivation und Bereitschaft der Trainerkollegen war großartig, alleine wäre das sicherlich nicht möglich gewesen“, resümiert Schmidhuber die Vorbereitungsphase im Kleinfeldbereich.
Seit Anfang November werden somit jeden Montag den kleinen Kickern neue Videos mit Technik-, Konditions- oder Koordinationsübungen zugesandt, die sie in der anstehenden Woche fleißig zuhause üben können. Am Wochenende fordern die Trainer ihre Spielerinnen und Spieler schließlich heraus, ihr gelerntes mittels kurzen selbstgedrehten Videos zu zeigen. Zudem werden ab und an Wettkämpfe eingebaut, um dem Ganzen nochmal einen extra Reiz zu geben. So kann es schon mal passieren, dass sich die Trainer richtig ins Zeug legen müssen, um in einem Seilspringwettkampf gegen die Mannschaft nicht völlig unterzugehen – alles natürlich immer digital und per Video. So soll mit einem abwechslungsreichen Programm Woche für Woche die Motivation hochgehalten werden. „Wir streuen auch bewusst mal lustige Einheiten ein, um die Neugier der Jungs und Mädels immer wieder aufs Neue zu wecken. Bisher ist es ein guter Mix aus ernsthaften und witzigen Übungen sowie Challenges und Wettkämpfen, um den Spaß, die Freude an der Bewegung und natürlich auch die Fitness der Kids zu fördern“, erzählt Schmidhuber.
Als zusätzlichen Motivationsschub gibt es auch die eine oder andere Belohnung für die Kids. So kam es vor, dass manche Trainer Anfang Dezember Nikolaus gespielt und ihrer Mannschaft etwas Kleines vor die Haustür gestellt haben. Zu Weihnachten gab es zudem einen spektakulären „Best Of“-Film aus den eingesandten Videos der Kinder, welches man im Übrigen auf der vereinseigenen Website begutachten kann.
Eine etwas andere Ansprache wurde dagegen im Großfeldbereich gewählt. „Jede unserer Großfeldmannschaften hat einen bis drei Paten aus der ersten Mannschaft, die hier ohne zu zögern ihre Hilfsbereitschaft signalisiert haben“, verrät Andreas Gfirtner, der als Jugendkoordinator ein besonderes Augenmerk auf den Großfeldbereich legt. So werden die Übungen nicht von den Trainern vorgemacht, sondern Leistungsträger wie Daniel Muteba, Thomas von Sommoggy, Philipp Bräuhauser oder Kapitän Thomas Wohlmannstetter sind hierbei die Protagonisten der Technikübungen. „Das macht schon was mit den Jungs, wenn sich die Bezirksligaspieler für sie Zeit nehmen und zudem noch ein paar motivierende Worte an sie richten,“ sagt Gfirtner. Die Inhalte der Übungen wurden zudem ganz gezielt ausgewählt und bauen aufeinander auf, um den bestmöglichen Fortschritt erzielen zu können. Sobald es wieder losgeht, werden diese Übungen schließlich auch in die anstehenden Leistungstest oder auch in das Aufwärmprogramm eingebaut. Neben den Technikübungen wurde man vom Jugend-Partner TZ, in Person des Physiotherapeuten und SSV-Fitnesstrainers Michael Herrmann mit Videos für ein Athletiktraining versorgt – selbstverständlich im SSV-Style (siehe Foto), um gezielt auch an Kräftigung, Stabilität und Schnellkraft arbeiten zu können.
Als besonderen Anreiz für die Spieler des Großfeldbereichs bewerten die Trainer die Ausführungen nach Kriterien wie Qualität der Ausführung, Wiederholungen oder Schnelligkeit, wobei sich auch besondere Outfits, eine außergewöhnliche musikalische Untermalung oder zusätzliche Tricks positiv auf die Bewertung auswirken können. Auf die drei Erstplatzierten jeder Altersstufe wartet am Ende der Winterpause eine Belohnung. So dürfen die drei Bestplatzierten der U19 beispielsweise an einem Training der ersten Mannschaft teilnehmen und dort ihr Können unter Beweis stellen.
Neben den Technik- und Koordinationsübungen für die Feldspieler wurde zudem auch ein spezielles „Home-Torwarttraining“ entwickelt. Michael Pitscheneder, seines Zeichens Keeper der ersten Mannschaft und Torwarttrainer der SSV-Jugend, hat eine Vielzahl an Übungen zusammengestellt, die man problemlos zuhause im Garten, im Schnee oder vor der Haustüre absolvieren kann. „Michael zeigt den Jungs nicht nur Übungen, sondern vermittelt den Keepern darüber hinaus auch, aus welchen Gründen sie diese Übungen machen sollen und wie sie es später konkret im Spiel anwenden können“, erzählt Gfirtner, der sich zudem sehr erfreut über die rege Teilnahme des SSV-Nachwuchses zeigt. „Insgesamt sind es über 100 Kinder und Jugendliche, die regelmäßig mitmachen – das stimmt uns natürlich sehr positiv. Zudem ist es schön zu sehen, dass die Jungs und Mädels nicht nur an der Playstation zocken, sondern auch körperlich an sich arbeiten wollen und dieses Angebot annehmen.“
Wie lange sich die Winterpausen-Challenge noch hinziehen wird, kann keiner der beiden Hauptverantwortlichen aktuell sagen. „Wir hoffen natürlich, dass wir im Frühjahr wieder auf den Rasen dürfen. Grundvoraussetzung ist aber selbstverständlich, dass es gesundheitlich unbedenklich ist“, so Christoph Schmidhuber. „Alle Beteiligten fiebern einem erneuten Re-Start entgegen und auch wenn der Fußball in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt, wissen wir, dass er aktuell nicht die oberste Priorität hat“, gibt Gfirtner abschließend zu Protokoll.
Der 27. Oktober war somit ein bemerkenswerter Tag war, an dem der Sport auf der einen Seite zwar vorerst eingebremst wurde, auf der anderen Seite aber auch neue Möglichkeiten geboren wurden, um in Tagen wie diesen als Verein weiterhin gemeinsam Freude an der Bewegung, am Sport und am Wettkampf zu haben. Und der SSV beweist damit, dass er sich auch von Corona nicht ausbremsen lässt.